GP: „Ich war zu der Zeit Vorsitzender des Gesamtvereins. Seit einiger Zeit wurde ich ständig von Mitgliedern angesprochen, die neidisch die Aktivitäten von unserem Nachbarverein „Condor“ beobachteten, der eine Tennisabteilung gegründet hatte, dass wir das auch im FTV machen müssten.
Mich reizte das natürlich auch, da ich wegen Achillessehnenproblemen meine Fußballaktivitäten in der Alten-Herren-Mannschaft aufgeben musste. ‘Tennis müsste noch gehen’, sagte ich mir!“
? „...und, ging es mit Tennis?“
GP: „Oh ja, sogar sehr gut. Aber bis es soweit war, musste erst einmal die Anlage her. Ganz Farmsen wurde nach einem geeigneten Grundstück durchforstet. Um die Suche kümmerte sich damals ganz besonders die Familie Siebert. Und: sie entdeckten den „Schandfleck von Farmsen“. Ein verkommenes, mooriges Gelände an der U-Bahn Trabrennbahn, das auch gerne als Müllhalde genutzt wurde.“
? „Das also zu nichts eigentlich zu gebrauchen war?“
GP: „Im Gegenteil. Das Gelände war dem benachbarten Kleingartenverein als Erweiterung versprochen worden. Aber jetzt kam uns ein glücklicher Umstand zu Hilfe. Der Versitzende des Kleingartenvereins, Herr Kruse, war Abteilungsleiter der Tanzsportabteilung im FTV. Er hatte großes Verständnis für unser Problem und unterstützte uns bei dem sich anschließenden Behörden-Marathon.
?: „da lief sicherlich alles wie von selbst?“
GP: Von wegen, jetzt begannen ja erst die wirklichen Schwierig-
keiten. Zwar unterstützten uns die Politiker und das Bezirksamt Wandsbek, wobei uns unser soziales Engagement für alte und behinderte Menschen im Pflegeheim Farmsen sehr zugute kam - was wir übrigens bis heute beibehalten haben. Das Sportamt wollte auch das Gelände von der Stadt erwerben (später stellte sich heraus, dass dem Sportamt bis zum Jahre 1979 keine finanziellen Mittel mehr zur Verfügung standen!), aber das Hauptproblem blieb natürlich die Finanzierung. Wir hatten einen schönen Finanzierungsplan aufgestellt, der auch Eigenleistung der Mitglieder beinhaltete, aber es blieb eine erhebliche Deckungslücke. Denn es stellte sich u. a. heraus, dass z.B. das Gelände 2 Meter aufgefüllt werden musste und dass dazu ca. 12.000 Kubikmeter Erdreich nötig war. Das allein hätte 100.000 DM gekostet.
Aber wir gingen voller Optimismus ans Werk. Da wir von den Behörden grünes Licht erhalten hatten, begannen wir schon 1976 mit den Arbeiten. zwar noch ohne Besitzansprüche, aber wir hatten ja Zusagen. Vorher mussten wir uns noch mit einer Dame einigen, die einen Teil des Geländes als Pferdekoppel nutzte. Sie trat aber zu unserem Glück freiwillig von ihrem Pachtvertrag zurück.“
? „und wann ging es denn endgültig los?“
GP: „Der Bauausschuss hatte den 15. Mai 1976 für den 1. Spatenstich angesetzt. Der Termin deckte sich zufällig auch mit dem 50. Jubiläum des Gesamtvereins. An diesem Tag wurde das gesamte vordere Gelände, auf dem die Parkplätze entstehen sollten, ausgeforstet und es wurde auch schon eine Bauüberfahrt zur Straße hergestellt. Einige Leute aus meiner Firma und fast alle der ersten Mitglieder waren mit Begeisterung dabei und legten kräftig Hand an. Dieser historische Tag wurde dann ausgibig mit Erbsensuppe und Bier gefeiert und von einer Pankokenkapelle musikalisch begleitet.
? ...ging es dann zügig weiter?
GP: Natürlich nicht, denn dann stellte sich das Problem mit der Auffüllung des Bodens heraus. Kaufen oder warten bis wir geeigneten Boden von einer Baustelle bekommen könnten. Wir entschieden uns zu warten. Und wir hatten abermals Glück. In dem Sommer bekamen wir auch die Zusage von Bürgermeister Klose, dass die Finanzbehörde dem Sportamt die Zustimmung gegeben hatte, uns die benötigten Flächen kostenlos zu überlassen.
? ...war denn damit das Thema Finanzen erledigt?
GP: Ich wollte gar nicht so viel vom Geld reden. Die Basis-
finanzierung war natürlich gesichert, aber die verspro-
chenen Zuschüsse und vor allen Dingen die Höhe beschäftigte uns noch einige Jahre, denn es gab immer wieder Missverständnise zwischen Sportamt und HSB, bzw. Erinnerungslücken. Nichtsdestotrotz erteilten wir im Herbst einer Fachfirma den Auftrag zur Herstellung von 6 Tennisplätzen, nachdem die Auffüllung und der Unterbau mit der entsprechenden Drainage im Bereich der Plätze abgeschlossen war.
? ...und dann konnte endlich Tennis gespielt werden?
GP: Nun mal langsam. Jetzt kam erst noch der harte Winter 76/77. Mit vereinten Kräften der Mitglieder schafften wir es, dass die mühsam erstellten Platzunterbauten nicht weggeschwemmt bzw. vom Frost gesprengt wurden. Es musste ständig dafür gesorgt werden, dass das Rinnsal an der U-Bahn-Böschung eisfrei gehalten wurde, um das Wasser abfließen zu lassen.
Aber, am 7. Mai 1977, knapp 2 Jahre nach der Gründung, konnte dann doch Tennis gespielt werden. Mit der Arbeit war es dann natürlich noch nicht zu Ende. Wir hatten noch ehrgeizige Pläne aus unserer Anlage die schönste von Hamburg werden zu lassen. Dazu war noch viel Einsatz der Mitglieder und auch Gerät und Arbeitskraft aus meiner Firma nötig. Als Clubhaus diente zuerst das „Teehaus“, eine Holzhütte, die wir von der Hannover-Messe besorgt hatten. Unser richtiges Clubhaus, bauten wir dann ab dem Sommer. Es wurde am 30.4.1978 eingeweiht. Auch unsere Halle nahmen wir schon im Herbst 1977 in Angriff. Sie wurde im Oktober 1978 eingeweiht. Parallel zu den Arbeiten hatten wir auch die Gartenarbeiten begonnen und abgeschlossen.
? ... und alle Mitglieder fanden und finden, dass wir die schönste Anlage Hamburgs haben.
Und noch eine letzte Frage, lieber Herr Püstow. Haben Sie denn selber noch viel Spaß auf dem Tennisplatz gehabt?
GP: Oh ja! Einige Jährchen ging das noch ausgezeichnet. Aber leider stellten sich dann doch gesundheitliche Probleme ein, so dass ich, bei aller Liebe, den schönen Sport aufgeben musste. Aber auf der Anlage bin ich nach wie vor genau so gerne wie am ersten Tag.
! Wir danken Ihnen für dieses Gespräch, lieber Herr Püstow!
* Dieser begnadete "Macher", der von allen geschätzt, ja geliebt wurde, verschied im Alter von 77 Jahren, am 18. August 2008 – plötzlich und unerwartet..